Gruppe 13


Räuberpistolen für den Hausgebrauch


Brummies Idee

eine Kindergeschichte von Barbara Anschlag

Es war ein warmer, sonniger Frühlingstag. Der Himmel leuchtete blau und eine milde Brise bewegte das saftig-grüne Gras – hin und her. Die Tiere saßen zusammen an ihrem Lieblingstreffpunkt unter der großen Eiche auf dem kleinen Hügel über dem Dorf. Von hier aus hatten sie alles im Blick und alle Tiere lebten etwa gleich weit entfernt, so dass keiner von ihnen lange laufen musste, um herzukommen.
„Na Freunde, was stellen wir heute an?“, fragte Elchie, der Elch in die Runde.
„Autos anzünden!“, quietschte Ratte, die Zecke.
„Och nöö, nicht schon wieder!“, stöhnten die Tiere.
„Andere Tiere anzünden!“, rülpste Glatzi, das Dummtier.
„Och nöö, nicht schon wieder!“, seufzten die anderen Tiere. „Anderen helfen?“, fragte Schwani, der Schwan vorsichtig.
„Och…“ Aber bevor sich alle Tiere ärgern konnten, hatten die Eichhörnchen Schwani bereits mit Nüssen versenkt.
Na sowas, das hatten die Tiere ja noch nie erlebt. So ein schöner Frühlingstag und niemand wusste, wie sie ihn verbringen sollten. Dann hatte Brummie, der Bär plötzlich eine tolle Idee.
„Menschen verkloppen!“, brummte er.
„Au ja!“, summte Summie, die gehörnte Mauerbiene.
„Juhu!“, jubelte Jürgen, der Jaguar.
„Was für eine tolle Idee, Brummie!“, quakte Quackie, der Jagdfrosch.
Die Tiere aßen noch die Reste des Erdbeerkuchens, den Mauli, der Maulwurf für sie gegossen hatte und nahmen sich danach alle bei der Hand, Pfote, Klaue oder Flügel und hüpften fröhlich den Weg zum Dorf hinunter.

Es dauerte nicht lange, da begegneten sie bereits dem ersten Menschen. Es war der Müller Jakob, der mit seiner Axt auf der Schulter gerade auf dem Weg in den Wald war um Brot zu schlagen.
„Den verklopp’ ich!“, rief Brummie aufgeregt, doch bevor er losrennen konnte, packte ihn jemand am Hemdskragen.
„Halt! Wir können doch nicht einfach so Menschen verkloppen. Wir müssen auch einen guten Grund haben“, schnurrte Schnurri, das Kätzchen.
„Wie wäre das für dich, wenn dich einfach jemand grundlos verkloppen würde?“, frurrte sie Brummie eindringlich.
„Das wär’ unfair!“, brummte Brummie empört.
„Da hast du recht, Brummie, das wäre uNNNfair!“, lobte und korrischnurrte ihn das kleine Kätzchen. „Also überleg’ doch mal. Was wäre ein guter Grund, den Müller Jakob zu verkloppen?“
Brummie überlegte so angestrengt, dass er nicht nur die Stirn, sondern sein ganzes Gesicht runzelte. „Hmmmmmmmmmmmmm…“, brummte er. Die anderen Tiere und der Müller Jakob starrten ihn voller Erwartung an.
„Ich denke… der Grund… warum wir… den Müller Jakob verkloppen sollten… ist… “ Brummie holte tief Luft und schaute hoch in den blauen Frühlingshimmel. „…ist… weil er ein Müller ist!“
„Juhu!“, riefen die anderen Tiere und fingen sofort an den verdutzten Müller Jakob zu verkloppen. Der gurgel-quietschte auf typische Menschenart, aber das verstanden die Tiere nicht. Brummie haute dem alten Müller Jakob sogar einen Zahn raus und Summie flog ihm gleich in den Mund und boxte ihn in den leeren Zahnstumpf.
Die Tiere hatten richtig Spaß und liefen zusammen ins Dorf. Da verkloppten sie die kleine Emelie, weil sie blond war. Den Großvater, weil er alt war. Die Bäcker-Zwillinge, weil sie nicht einzigartig waren und den Bürgermeister, weil er Socken trug.
Den dicken Oskar mit den roten Locken verkloppten sie gleich zweimal. Einmal, weil er Oskar hieß und dann nochmal, weil sie den Namen wirklich doof fanden.
Erst als der Jäger mit der Flinte einen Warnschuß abgab – die Tiere hatten ihn vorher verkloppt – liefen sie lachend und johlend aus dem Dorf. So viel Spaß hatten sie schon lange nicht mehr gehabt. Sie tanzten zurück auf den Hügel mit der großen Eiche und ließen sich unter den grünen Ästen in das weiche Gras fallen. Sie waren ganz schön aus der Puste. Kein Wunder, sie hatten ja fast das ganze Dorf verkloppt! Sie teilten sich eine große Limonade, die Mauli der Maulwurf für sie gebrannt hatte und weil die Sonne schon rot am Horizont stand, verabschiedeten sie sich alle voneinander und begaben sich auf den Heimweg.

Kurz vor Kamelis Höhle fragte Hasi der Hase Kameli das Dromedar:
„Warum heißt du eigentlich „Kameli“, Kameli? Du bist doch ein Dromedar.
„Ach, weißt du Hasi, ich glaube, Tiere sind auch manchmal ganz schön doof.“


Mami, ich bin jetzt doch froh, dass Lumpi eingeschläfert wurde.
Fan (7)