Brummies Idee
eine Kindergeschichte von Barbara Anschlag
Es war ein warmer, sonniger Frühlingstag. Der Himmel leuchtete blau und
eine milde Brise bewegte das saftig-grüne Gras – hin und her. Die Tiere
saßen zusammen an ihrem Lieblingstreffpunkt unter der großen Eiche auf
dem kleinen Hügel über dem Dorf. Von hier aus hatten sie alles im Blick
und alle Tiere lebten etwa gleich weit entfernt, so dass keiner von
ihnen lange laufen musste, um herzukommen.
„Na Freunde, was stellen wir
heute an?“, fragte Elchie, der Elch in die Runde.
„Autos anzünden!“,
quietschte Ratte, die Zecke.
„Och nöö, nicht schon wieder!“, stöhnten die
Tiere.
„Andere Tiere anzünden!“, rülpste Glatzi, das Dummtier.
„Och nöö,
nicht schon wieder!“, seufzten die anderen Tiere.
„Anderen helfen?“, fragte Schwani, der Schwan vorsichtig.
„Och…“ Aber bevor sich alle
Tiere ärgern konnten, hatten die Eichhörnchen Schwani bereits mit Nüssen
versenkt.
Na sowas, das hatten die Tiere ja noch nie erlebt. So ein schöner
Frühlingstag und niemand wusste, wie sie ihn verbringen sollten. Dann
hatte Brummie, der Bär plötzlich eine tolle Idee.
„Menschen verkloppen!“, brummte er.
„Au ja!“, summte Summie, die gehörnte Mauerbiene.
„Juhu!“, jubelte Jürgen, der Jaguar.
„Was für eine tolle Idee, Brummie!“, quakte Quackie, der Jagdfrosch.
Die Tiere aßen noch die Reste des Erdbeerkuchens,
den Mauli, der Maulwurf für sie gegossen hatte und nahmen sich danach
alle bei der Hand, Pfote, Klaue oder Flügel und hüpften fröhlich den Weg
zum Dorf hinunter.
Es dauerte nicht lange, da begegneten sie bereits dem ersten Menschen. Es
war der Müller Jakob, der mit seiner Axt auf der Schulter gerade auf dem
Weg in den Wald war um Brot zu schlagen.
„Den verklopp’ ich!“, rief
Brummie aufgeregt, doch bevor er losrennen konnte, packte ihn jemand am
Hemdskragen.
„Halt! Wir können doch nicht einfach so Menschen verkloppen. Wir müssen
auch einen guten Grund haben“, schnurrte Schnurri, das Kätzchen.
„Wie
wäre das für dich, wenn dich einfach jemand grundlos verkloppen würde?“,
frurrte sie Brummie eindringlich.
„Das wär’ unfair!“, brummte Brummie empört.
„Da hast du recht, Brummie, das wäre uNNNfair!“, lobte und korrischnurrte
ihn das kleine Kätzchen. „Also überleg’ doch mal. Was wäre ein guter
Grund, den Müller Jakob zu verkloppen?“
Brummie überlegte so angestrengt, dass er nicht nur die Stirn, sondern
sein ganzes Gesicht runzelte. „Hmmmmmmmmmmmmm…“, brummte er. Die anderen
Tiere und der Müller Jakob starrten ihn voller Erwartung an.
„Ich denke… der Grund… warum wir… den Müller Jakob verkloppen sollten… ist… “
Brummie holte tief Luft und schaute hoch in den blauen Frühlingshimmel.
„…ist… weil er ein Müller ist!“
„Juhu!“, riefen die anderen Tiere und fingen sofort an den verdutzten
Müller Jakob zu verkloppen. Der gurgel-quietschte auf typische
Menschenart, aber das verstanden die Tiere nicht. Brummie haute dem
alten Müller Jakob sogar einen Zahn raus und Summie flog ihm gleich in
den Mund und boxte ihn in den leeren Zahnstumpf.
Die Tiere hatten richtig Spaß und liefen zusammen ins Dorf. Da
verkloppten sie die kleine Emelie, weil sie blond war. Den Großvater, weil
er alt war. Die Bäcker-Zwillinge, weil sie nicht einzigartig waren und
den Bürgermeister, weil er Socken trug.
Den dicken Oskar mit den roten Locken verkloppten sie gleich zweimal.
Einmal, weil er Oskar hieß und dann nochmal, weil sie den Namen wirklich
doof fanden.
Erst als der Jäger mit der Flinte einen Warnschuß abgab – die Tiere
hatten ihn vorher verkloppt – liefen sie lachend und johlend aus dem
Dorf. So viel Spaß hatten sie schon lange nicht mehr gehabt. Sie tanzten
zurück auf den Hügel mit der großen Eiche und ließen sich unter den
grünen Ästen in das weiche Gras fallen. Sie waren ganz schön aus der
Puste. Kein Wunder, sie hatten ja fast das ganze Dorf verkloppt! Sie
teilten sich eine große Limonade, die Mauli der Maulwurf für sie gebrannt
hatte und weil die Sonne schon rot am Horizont stand, verabschiedeten sie
sich alle voneinander und begaben sich auf den Heimweg.
Kurz vor Kamelis Höhle fragte Hasi der Hase Kameli das Dromedar:
„Warum heißt du eigentlich „Kameli“, Kameli? Du bist doch ein Dromedar.
„Ach, weißt du Hasi, ich glaube, Tiere sind auch manchmal ganz schön doof.“
Mami, ich bin jetzt doch froh, dass Lumpi eingeschläfert wurde.
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