Karate-Arschloch
von Ficky Zwölf
Eddie Peng saß wie jeden Sonntag in der Wanne und schlürfte genüsslich sein eigenes Badewasser aus dem grünen Plastikbecher. Ihm war bewusst, dass er sich töricht verhielt, da seine letzte Dusche bereits viele Nächte zurücklag, aber es kümmerte ihn nicht. Eddie Peng war es gewohnt, am Limit zu leben. Nachdem ihm von der nicht unerheblichen Menge Badezusatz in seinem Magen doch ein bisschen schlecht wurde, entschloss er sich, die Wanne zu verlassen.
Er zündete sich eine Benson an und schritt zum Schallplattenspieler im Wohnzimmer. Er legte eine Platte auf. Irgendein Jazz-Zeug von einem Schwarzen. Eddie Peng sah sich mehr als der Heavy-Rock-Typ, aber sonntags versuchte er seinen Stresspegel niedrig zu halten, und außerdem hatte er Angst vor Jesus. Aus dem selben Grund ignorierte er, dass der Wohnzimmer-Teppich (echter Affe) vermutlich ruiniert war, weil er vergessen hatte sich abzutrocknen. Solche Dinge passierten ihm häufig. Wer sich ständig am Limit bewegt, wird weniger sensibel für das Alltägliche. Deswegen war er auch Single. Und deswegen war es um so verwunderlicher, dass er sich in seiner aktuellen Situation befand.
Er wohnte im fünften Stock einer von den Nazis gebauten Mietskaserne. Er war kein Fan von Hitler, aber trotzdem fühlte er sich hier irgendwie sicherer als in anderen Häusern. Früher diente das Gebäude als Spezialkrankenhaus für Offiziere und Rennpferde. Heute sammelte es die Verstoßenen der Stadt in seinen grauen, kargen Wänden. Das Haus umschloss einen quadratischen Hof. Der einzige Ein- und Ausgang war das Tor zur Straße gegenüber von Eddie Pengs Wohnung. Wer auch immer das Gebäude betreten oder verlassen wollte, musste den Hof zum Tor überqueren. Seit zwei Tagen allerdings, wurde der Hof von einem Mann besetzt, der jeden attackierte, der den Hof von außen oder innen betrat.
Normalerweise war diese Art von Person kein Problem für Eddie Peng. Er arbeitete als Türsteher bei dm und war raue Sitten gewohnt. Einmal hatte er gedacht, dass er einen Zweijährigen beim Klauen erwischt hatte und hat ihm den Arm gebrochen. Das war ziemlich aufregend, und zum Glück bevor er den Job angenommen hatte, und zum Glück in einer anderen Filiale. Dieser Typ da unten war ein anderes Kaliber. Er beherrschte gutes Karate.
Eddie Peng war selbst nicht unbewandert in den Kampfkünsten. Er hatte viele Filme gesehen und die erste Hälfte eines Tae-Bo-Videos im Keller einer ehemaligen Freundin seiner Mutter. Er hatte abgebrochen nachdem ihm klar wurde, dass es kein Porno war. Einmal hatte er sogar gedacht, dass er John von Damm beim Klauen im dm gesehen hatte. Aus Respekt vor Belgien war er damals nicht eingeschritten - war vor dem Job, andere Filiale. Doch der zackige Asiate im Hof war offensichtlich schon als Kind regelmäßig geschlagen worden, so gut war der. Wie er da rum sauste im Hof und jedem eine rein haute. Der Oma, dem Polizist, dem Opa, der Katze. Piff paff bimm bamm! Immer rein! Fliegende Füße und Fäuste. Blutige Nasen. Heulende Kinder. Da war was los!
„Nee, da kannste nix machen!“, sagte sich Eddie Peng und nahm gedankenverloren einen weiteren Schluck aus dem grünen Plastikbecher.
Eddie Peng ist der deutsche Batman.
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Selten so gelacht
Frau aus Boppard