600 Kilo Rache
von Otto Hund
Norbert war ein sadistisches Ferkel. Aber ein verdammt ausgefuchstes. Jahre des mörderischen Treibens hatten seine Vorgehensweise des hinterhältigen Mordens perfektioniert. Er war der Meister seines Faches. Der Meuchel-Maestro. Der Michelangelo des Murksens.
Es war Freitag gegen 24 Uhr. Norbert hörte Hitradio, putzte sich die
Zähne und pfiff dabei zum Takt eines bekannten Schlagers. Im Radio
lief Tschaikowsky.
Norbert war gut drauf, gestern hatte er getrunken, er hatte Alkohol im
Blut. Er zog sich die Hose runter und friemelte sich ein Billy-Boy-Kondom auf seinen schlaffen Fridolin. Passt. Dann zog er sich an,
gelte sich die Haare und zog eine Strumpfmaske auf. Er grinste in den
Spiegel, es konnte los gehen.
Mit dem Automobil fuhr er bis zum Kappesweg 21. Er schaute auf die
Uhr: 4:25. Perfekt. Er ging hintenrum, nutzte die Brechstange und
stand kurz darauf vor der Schlafzimmertür von Johanna und
Joachim. Jetzt musste er nur noch warten. Und kurz darauf geschah es:
Joachim schlappte schlaftrunken zur Toilette. Er hatte einen dunklen
Schlafhut auf, von hinten sah er aus wie Henry Potter. Fehlte nur noch
der Zauberhut über dem Schlafhut. Und da… zack! Norbert griff zu. Er
würgte den Möchtegern-Zauberer mit bloßen Händen, aber kräftig wie
zwei Schraubenzieher. Drücken, drücken, röchel, tot. Flink den Griff
ändern und den leblosen Nutznichts sanft auf den Boden gleiten lassen,
leise und behände. Noch einmal gegentreten. Der war ausgeschaltet.
Ein Blick in den Spiegelschrank: welches Parfüm benutzte der Joachim
wohl so, wenn er nicht grade tot war? Ah ja, Bruno Banani, das war
fast leer. Norbert sprühte sich einen Hauch auf Füße und Schnorres,
dann zog er sich aus und legte den maroden Schlafanzug von Joachim
an. Das war der Part, den er am wenigsten mochte. Aber was tut man
nicht alles für ein bisschen Fun.
Norbert schlich sich ins Schlafzimmer, tastete sich vor, legte sich
unter die Decke und robbte sich an die Neu-Witwe, die schlafenderweise
noch nichts von ihrem Glück wusste.
Sie seufzte im Schlaf kurz auf und schmiegte sich dann mit dem Rücken
an den fiesen Norbert, von dem sie nicht im Traum gedacht hätte, dass
es nicht ihr Ehemann war. So ließ es sich aushalten. Das war ein
Leben, dachte Norbert. Er genoss den Moment. Dieses völlig
unbescholtene Wesen da vor ihm, es wusste nicht, dass er der fiese
Norbert war. So ein Pech aber auch, hihi. Norbert küsste sie von
hinten, nagte etwas an ihren Haaren und genoss den Moment ein zweites
Mal. In der Hand ein langes Messer. Er roch die Olle, fasste sie
leicht an, aber nur soviel, dass sie nicht aufwachte. Dann schlief er
eine Runde, träumte von Pferden auf einer Wiese, die Querflöte
spielten, wachte wieder auf und rammte der Schlafenden das Messer
zwischen die Rippen. Sie schrie, er hielt ihr den Mund zu, es war
schnell vorbei. Norbert fuhr nach Hause und duschte. Der Fall wurde
nie aufgeklärt.
Ein Jahr später. Wieder hatte Norbert big Bock, was zu machen. Und
zwar was Meuchelmäßiges. Es sollte seinen Arbeitskollegen Frobert und
desssen Frau involvieren. Frobert war eigentlich nicht wirklich sein
Arbeitskollege, er sah ihn nur manchmal in der Kantine. Vielleicht war
er auch nur über eine Zeitarbeitsfirma
angestellt. Versager. Jedenfalls war Frobert etwas dicklich und somit
erstens leicht zu töten und zweitens recht flummig beim aufschlagen,
so dachte Norbert in seinem Meuchelwahn. Und er hatte in einem
Gespräch in der Kantine belauscht, dass Frobert wohl eine Frau
hatte. Das war für sein barbarisches Tun ja von hoher Wichtigkeit.
Gesagt, getan, als es Nacht wurde, machte sich Norbert auf den Weg zum
Haus von Frobert. Er parkte seinen silbernen Ford Fiesta vor der
Garage und machte sich auf den Weg in den Garten. Ein schöner Garten
war das, es gab sogar ein paar verwelkte Blumen. Dann stieg Norbert
durch die Hintertür ein, geräuschlos und sexy. Der Glasschneider und
er, sie waren ein gutes Team.
Norbert durchstreifte die Wohnung seines Arbeitskollegen, hier und da
hingen ein paar Gemälde, billige Abklatsche von echten Kunstwerken,
Picassos und so. Leider keine Fotos von Froberts Frau. Gerne hätte
Norbert gesehen, wen er gleich im Bett beglücken würde. Grunz. Aber
egal, hoch ging’s die moderne Holztreppe und schnell ins
Badezimmer. Sein Herz pochte schnell, er hatte lange keine Meuchelei
mehr betrieben. Umso mehr hatte er jetzt Lust, sein langes
Metzgermesser seinem Arbeitskollegen irgendwo reinzurammen und sich
dann zu seiner Frau ins Bett zu schmuggeln. Hoffentlich war’s ’ne
richtig Hübsche… Da! Ein Geräusch. Eine Tür ging auf. Ein paar
Schritte. Im letzten Moment löschte Norbert das Licht im Flur und
stiehl sich hinter die Badezimmertür. Frobert öffnete sie. „Hallo?“,
fragte er in die Dunkelheit.
„Ist da jemand?“ Norbert hielt den Atem an.
Dann ging das Licht
an. Frobert seufzte und sagte zu sich selbst: „Ach, war wohl
keiner. Nur die Spukgeister.“
Er ging zur Toilette, öffnete den Deckel
und… schlitz, hatte die Kehle durch. Norbert war schnell gewesen, er
hatte nichts von seiner Luchsartigkeit verloren. Er grinste, während
er den überraschten Frobert-Leichnam auf den Boden fallen ließ. Er
entkleidete den Dickie und zog sich seinen Schlafanzug an, leicht
vollgepisst, bah.
Aber jetzt war es Zeit for Action. Norb schlich sich aus dem Bad und
öffnete leise die Tür zum Schlafzimmer. Er tastete sich im Dunkeln
nach vorne zum Bett, hob die Bettdecke an und ließ sich langsam
reingleiten.
Es roch nicht gerade angenehm, sehr warm war es, schwül und
müffelig. Norb überlegte kurz, ob er sein Vorhaben abbrechen
sollte. Aber er war auch neugierig. Was war das wohl für eine Frau,
die er gerade neben sich im Bett hatte? Er robbte sich näher, legte
seinen Arm um sie. Sie fühlte sich exorbitant groß an, monströß, wie
ein Wal. Unschlüssig zog er seinen Arm etwas zurück, da griff die
Walfrau mit einer Bewegung und einem knurrigen „mmr!“ nach ihm, zog
seinen Arm und steckte die Hand zwischen zwei melonengroße Brüste,
heiß und schweißnass. Erschrocken wollte der Norb die Hand
zurückziehen, aber sie steckte fest. Seine Gelenke knackten. Der Wal
drückte die Titten zusammen, Norbert verzog schmerzverzerrt das
Gesicht. Die nächsten Minuten passierte nichts. Diesmal war es
Norbert, der es mit der Angst zu tun bekam. Seine Hand gefangen
zwischen den Walfischtitten, die andere unter seinem Kopf. Er
versuchte sich zu drehen und mit der anderen Hand nach dem Messer zu
greifen, das er auf den Nachttisch gelegt hatte, doch die Walfrau
rollte sich juckelig, bis sie quer über ihm lag. Die Sauerstoffzufuhr
war partiell unterbrochen, nur sein linker Lungenflügel schlug
noch. Ihm wurde heiß. Das Waltier reibte sich an ihm, sein Bewusstsein
war nur noch zu 5% existent, jetzt drehte es sich mit dem Kopf gen
seines Gliedes, streckte ihm sein Gesäß ins Gesicht und der Norb wurde
gewahr als er das Tuch um ihre Hüften sah: Froberts Frau war eine
Sumo-Ringerin! Sie drückte mit den Schenkeln gegen seinen Hals, machte
ihn mürbe, drückte ihn ins Kissen, ließ ihn sabbern, röcheln, nach
Luft schnappen, ohrfeigte derweil sein Glied, ließ ihn plötzlich einen
letzten Atemzug nehmen, während sie mit dem Bein ausholte, um ihm mit
einem harten Tritt mit dem Fettfuß den Gnadenstoß zu geben. Hals
gebrochen, Norbert abgemurkst.
In der Zeitung am nächsten Tag stand nichts über Norberts ableben. Titelgeschichte war stattdessen etwas über Hitler. Wie immer.
Otto Hund hat wohl neben’s Klo gekackt.
The Guardian
600 Kilo Rache handelt von ein paar Personen. Andere hingegen kommen
nicht vor oder werden zumindest nicht erwähnt.
Torpedos und Ufos Magazin