Gruppe 13


Räuberpistolen für den Hausgebrauch


Unruhe im Atelier

von Paul Bond

Ninjas! Noch bevor Mahony seinen Colt ganz aus dem Hosenbund gerissen hatte, zerbarsten die Fenster des Ateliers und durch den Schauer aus Glasscherben flogen fünf schwarz gekleidete Assassine aus dem Land der aufgehenden Sonne.
Für den ersten ging diese sogleich für immer unter, als Mahony mit einem aufgeregten, aber stetigem Kampfschrei, das gesamte Magazin seiner großkalibrigen Handfeuerwaffe in den Brustkorb des unglücklichen Meuchelmörders leerte. Halb taub und mit dem Geruch eines nebelverhangenen Neujahrsmorgens in der Nase, drehte sich Mahony einmal schnell um die eigene Achse, um einen taktischen Überblick zu gewinnen. Die Auftragsmörder, vom abrupten Gewaltausbruch des Agenten benommen, hatten sich das Überraschungsmoment aus den bandagierten Händen reißen lassen, und Mahony analysierte die Situation in Bruchteilen von Sekunden.

Er befand sich genau in der Mitte der Angreifer, die ihn in einem Radius von zwei gestreckten Katzen langsam umkreisten, während sie ihre Schwerter mit metallischem Singen von ihren Rücken zogen.
Mahony füllte seine Lunge mit Luft und Pulverrauch – die Zeit schien stillzustehen. Ein Zucken zu seiner Rechten. Er schleuderte die leere Pistole lässig aus dem Handgelenk und wurde mit einem schmatzenden Aufschlag belohnt, als sich über ein Kilo Stahl mit einem verhüllten Nasenbein verband, welches sich zielsicher den Weg ins Gehirn seines Besitzers suchte. Zur selben Zeit ließ er sich in einen Spagat fallen, und die Luft über ihm wurde von den übrigen drei Klingen zerschnitten. Er rollte nach rechts aus der Öffnung des Todeskreisels und stand den verbleibenden Killern gegenüber. Ohne zu zögern ging er in den Nahkampf über und ließ seine ausgestreckten Arme parallel zum Körper kreisen. Jahrelanges Training in Langley hatte seine Technik auf ein außerordentliches Niveau gebracht, und noch ehe der erste Gegner eine Schwäche darin finden konnte, prasselten die sausenden Fäuste des Agenten bereits auf ihn nieder. „Amerika!” Mahony spürte wie die Muskeln und Knochen seines Gegenübers nachgaben und wühlte sich wie eine todeshungrige Lokomotive durch dessen Körper.
Die überlebenden Auftragsmörder sollten nur deswegen Gelegenheit haben, diesen Tag für den Rest ihres Lebens nicht verarbeiten zu können, weil das gesamte Gebäude plötzlich durch einen ohrenbetäubenden Knall erschüttert wurde, der ihnen Gelegenheit bot, durch die zermalmten Überreste ihres Kollegen in die Flucht zu waten.
Mahony wischte sich benommen die Ninjareste aus den Augen.

Romanauszug, „Die Faust des Westens” von Paul Bond, Kapitel 17 „Unruhe im Atelier”, Seite 235