Gruppe 13


Räuberpistolen für den Hausgebrauch


Gameshow 3000

von Junker Obst (aka Teflon Banani)

“Falsch!” Jargen Garfunkel schlug ihr den in Alkohol getränkten Affen feste ins Gesicht. Es klatschte gewaltig. “Verdammt!”, zischte Munika und rieb sich die brennende Wange, während sie sich die edle Spirituose von den Lippen leckte. Der Affe rollte benommen im Kreis. Das war ihre letzte Chance auf den großen Preis. Einmal durfte sie noch antworten. Wenn sie es jetzt versaute, hieß es zurück in den Puff, Betten machen, und zwar für immer. Sie schmiss ihren Blick ins Publikum und ließ ihn umhergleiten. Überall nur aufgeregte, geifernde Gesichter, die schon ganz geil darauf waren, sie endgültig scheitern zu sehen. Waren es die grellen Studioscheinwerfer oder warum liefen ihr jetzt diese verfickten Tränen übers Gesicht?! Plötzlich vernahm sie Jargens Stimme. “Die Antwort lautet ‘B’”, hauchte er ihr ins Ohr. Aber wie konnte das sein? Er stand doch auf der anderen Seite des Glücksrads und tunkte den Affen, mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht. So, als wisse er bereits, dass sie es verkacken würde. “B” hauchte seine körperlose Stimme abermals. Sie roch nach Zwiebeln. “Fuckt it!”, dachte sich Munika. Sie hatte eh keine Ahnung wie die richtige Antwort lautete. Alles oder nichts. Rienn never blue! Sie nahm einen großen Schluck aus ihrer Trinkflasche und posaunte direkt in Publikum: “B!”

Fünf Minuten später brauste sie in ihrem Hauptgewinn, einem Pontianc Firedbird Trans Am, Baujahr 1982, die Autobahn entlang. Neben ihr saß Jargen Garfunkel mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht. Auf der Rückbank lag ein bewusstloser Affe. “Wie hast du das gemacht? Ich habe deine Stimme in meinem Kopf gehört, obwohl du nicht mit mir geredet hast.”
“Ach das, das hab ich in meiner Zeit in der Army aufgeschnappt. Wir haben das oft im Dschungel gebraucht.”
“Achso, ja, Wahnsinn, was du so kannst!”
“Ha, ich kann noch einiges mehr! Aber Schatz, ich muss dich auf etwas hinweisen. Dass ich dir die richtige Antwort zugegeistert habe, war natürlich nicht ganz legal.” Und wie auf Knopfdruck heulten die Polizeisirenen hinter ihnen auf.
“Gib Gas, Baby!”
Munika gab Gas, und zwar so richtig. Ein schriller Schrei der Aufregung entfuhr ihr und ihren Reifen. Sie lachte hysterisch in die Windschutzscheibe und schlug das Lenkrad wild hin und her und es war ein Spektakulum! Garfunkel lehnte sich derweil aus dem Beifahrerfenster, zielte mit einer reich verzierten Pistole, die ihm der mittlerweile hellwache Affe gereicht hatte, und ballerte wild drauf los.
“Ihr werdet uns niemals kriegen!”, brüllte er immer wieder zwischen dem andauernden Stakkato seiner Pistolenschüsse. Bamm, bamm, bamm, Schrei! Bamm, bamm, bamm, Schrei! Klink, klunk! Kugeln durchsiebten den schnittigen Sportwagen als die Polizei das Feuer erwiderte. Der Affe erbrach sich. Der Motor fing an zu stottern und Munika blicken fragend zu Jargen. “Guck mich nicht so an!”, fauchte er.
“Ich habe dir heute bereits genug Antworten geliefert!”
Das sah Munika ein und lernte endlich, für sich selbst zu denken. Sie riss das Steuer herum und sauste auf einen Rastplatz, auf dem sie mit einem unnötigen Handbremsenmanöver zum Stehen kam.

Sie stieg aus. Jargen wollte es ihr gleichtun, wurde aber von einer störrischen Gurtschnalle gebremst. Gerade hatte er sich von seiner Verklemmung befreit und wollte aussteigen, als ihm Munika mit voller Wucht die Tür gegen den Schädel schlug. “Au!” sagte Jargen und hielt sich seine gebrochene Nase, aus der das Blut spratzte. “Waff soll daff?! Ich dachte daff hier ifft die groffe Liebe für unff beide?!”
“Ja, es gab Zeiten da fühlte es sich für mich genauso an, aber weißt du, Gefühle verändern sich im Laufe des Lebens, und wie du ja selbst zugegeben hast, hast du keine Antworten mehr für mich. Ich bin jetzt eine unabhängige Frau - selbst schuld!”
Bevor Jargen etwas erwidern konnte legte sich ein kleiner, haariger Arm um seine Kehle und alles, was er noch zu sagen vermochte, war “Grrrhhhfffhrrrrrggghhh!”, bevor die Blutzufuhr zu seinem Hirn zu lange unterbrochen war und er in den Armen seines ehemaligen Affendieners entschlief. Es roch nach hochwertigem Alkohol. Der Affe weinte ihm keine Träne nach und rannte auf Munikas Schulter geklemmt zum Rollfeld.

Dort wartete bereits ein gutaussehender Pilot, Hilger, auf die beiden. “Hey, ich hab euch im Fernsehen gesehen. Eure Geschichte hat mich so inspiriert, dass ich euch gerne helfen möchte.”
“Danke, das ist voll nett von dir!” sagte Munika aufrichtig und fiel ihm erleichtert um den Hals. Der Affe sah das nicht so gerne. Als er Munikas Gepäck in der geräumigen Propellermaschine untergebracht hatte, saßen die beiden Turteltäubchen bereits im Cockpit und warfen sich gegenseitig schwer verliebte Blicke zu. “Wo soll’s denn hingehen, schöne Frau?”, fragte der gut aussehende Pilot Hilger ganz verschmitzt. “Ach, ist mir egal. Heute ist, glaube ich, der schönste Tag meines Lebens, und wenn du dabei bist, wird er noch schöner, egal wohin wir fliegen!”
“Lol!”, sagte der gutaussehende Pilot Hilger verliebt. “Rofl!”, zwitscherte Munika mit klappernden Augen.

Der Affe starrte die beiden an und sank wortlos in das offene Whiskyfass. Zweimal hatten ihn die Menschen benutzt. Zweimal hatten sie ihn verraten. Ein Drittes Mal würde es nicht geben. Das Whiskyfass erblubberte dank seines garstigen Affenlachens und die Welt entbrannte, als sich seine Brüder und Schwestern endlich ihrer menschlichen Unterdrücker enthuben.