Gruppe 13


Räuberpistolen für den Hausgebrauch


600 Kilo Rache

von Otto Hund

Norbert war ein sadistisches Ferkel. Aber ein verdammt ausgefuchstes. Jahre des mörderrischen Treibens hatten seine Vorgehensweise des hinterhältigen Mordens perfektioniert. Er war der Meister seines Faches. Der Meuchel-Maestro. Der Michelangelo des Murksens.

Es war Freitag gegen 24 Uhr. Norbert hörte Hitradio, putzte sich die Zähne und pfiff dabei zum Takt eines bekannten Schlagers. Im Radio lief Tschaikowsky.
Norbert war gut drauf, gestern hatte er getrunken, er hatte Alkohol im Blut. Er zog sich die Hose runter und friemelte sich ein Billy-Boy-Kondom auf seinen schlaffen Fridolin. Passt. Dann zog er sich an, gelte sich die Haare und zog eine Strumpfmaske auf. Er grinste in den Spiegel, es konnte los gehen.
Mit dem Automobil fuhr er bis zum Kappesweg 21. Er schaute auf die Uhr: 4:25. Perfekt. Er ging hintenrum, nutzte die Brechstange und stand kurz darauf vor der Schlafzimmertür von Johanna und Joachim. Jetzt musste er nur noch warten. Und kurz darauf geschah es: Joachim schlappte schlaftrunken zur Toilette. Er hatte einen dunklen Schlafhut auf, von hinten sah er aus wie Henry Potter. Fehlte nur noch der Zauberhut über dem Schlafhut. Und da… zack! Norbert griff zu. Er würgte den Möchtegern-Zauberer mit bloßen Händen, aber kräftig wie zwei Schraubenzieher. Drücken, drücken, röchel, tot. Flink den Griff ändern und den leblosen Nutznichts sanft auf den Boden gleiten lassen, leise und behände. Noch einmal gegentreten. Der war ausgeschaltet.
Ein Blick in den Spiegelschrank: welches Parfüm benutzte der Joachim wohl so, wenn er nicht grade tot war? Ah ja, Bruno Banani, das war fast leer. Norbert sprühte sich einen Hauch auf Füße und Schnorres, dann zog er sich aus und legte den maroden Schlafanzug von Joachim an. Das war der Part, den er am wenigsten mochte. Aber was tut man nicht alles für ein bisschen Fun.
Norbert schlich sich ins Schlafzimmer, tastete sich vor, legte sich unter die Decke und robbte sich an die Neu-Witwe, die schlafenderweise noch nichts von ihrem Glück wusste.
Sie seufzte im Schlaf kurz auf und schmiegte sich dann mit dem Rücken an den fiesen Norbert, von dem sie nicht im Traum gedacht hätte, dass es nicht ihr Ehemann war. So ließ es sich aushalten. Das war ein Leben, dachte Norbert. Er genoss den Moment. Dieses völlig unbescholtene Wesen da vor ihm, es wusste nicht, dass er der fiese Norbert war. So ein Pech aber auch, hihi. Norbert küsste sie von hinten, nagte etwas an ihren Haaren und genoss den Moment ein zweites Mal. In der Hand ein langes Messer. Er roch die Olle, fasste sie leicht an, aber nur soviel, dass sie nicht aufwachte. Dann schlief er eine Runde, träumte von Pferden auf einer Wiese, die Querflöte spielten, wachte wieder auf und rammte der Schlafenden das Messer zwischen die Rippen. Sie schrie, er hielt ihr den Mund zu, es war schnell vorbei. Norbert fuhr nach Hause und duschte. Der Fall wurde nie aufgeklärt.

Ein Jahr später. Wieder hatte Norbert big Bock, was zu machen. Und zwar was Meuchelmäßiges. Es sollte seinen Arbeitskollegen Frobert und desssen Frau involvieren. Frobert war eigentlich nicht wirklich sein Arbeitskollege, er sah ihn nur manchmal in der Kantine. Vielleicht war er auch nur über eine Zeitarbeitsfirma angestellt. Versager. Jedenfalls war Frobert etwas dicklich und somit erstens leicht zu töten und zweitens recht flummig beim aufschlagen, so dachte Norbert in seinem Meuchelwahn. Und er hatte in einem Gespräch in der Kantine belauscht, dass Frobert wohl eine Frau hatte. Das war für sein barbarisches Tun ja von hoher Wichtigkeit.
Gesagt, getan, als es Nacht wurde machte sich Norbert auf den Weg zum Haus von Frobert. Er parkte seinen silbernen Ford Fiesta vor der Garage und machte sich auf den Weg in den Garten. Ein schöner Garten war das, es gab sogar ein paar verwelkte Blumen. Dann stieg Norbert durch die Hintertür ein, geräuschlos und sexy. Der Glasschneider und er, sie waren ein gutes Team.
Norbert durchstreifte die Wohnung seines Arbeitskollegen, hier und da hingen ein paar Gemälde, billige Abklatsche von echten Kunstwerken, Picassos und so. Leider keine Fotos von Froberts Frau. Gerne hätte Norbert gesehen, wen er gleich im Bett beglücken würde. Grunz. Aber egal, hoch ging’s die moderne Holztreppe und schnell ins Badezimmer. Sein Herz pochte schnell, er hatte lange keine Meuchelei mehr betrieben. Umso mehr hatte er jetzt Lust, sein langes Metzgermesser seinem Arbeitskollegen irgendwo reinzurammen und sich dann zu seiner Frau ins Bett zu schmuggeln. Hoffentlich war’s ne richtig Hübsche… Da! Ein Geräusch. Eine Tür ging auf. Ein paar Schritte. Im letzten Moment löschte Norbert das Licht im Flur und stiehl sich hinter die Badezimmertür. Frobert öffnete sie. „Hallo?“ fragte er in die Dunkelheit.
„Ist da jemand?“ Norbert hielt den Atem an.
Dann ging das Licht an. Frobert seufzte und sagte zu sich selbst: „Ach, war wohl keiner. Nur die Spukgeister.“
Er ging zur Toilette, öffnete den Deckel und… schlitz, hatte die Kehle durch. Norbert war schnell gewesen, er hatte nichts von seiner Luchsartigkeit verloren. Er grinste, während er den überraschten Frobert-Leichnam auf den Boden fallen ließ. Er entkleidete den Dickie und zog sich seinen Schlafanzug an, leicht vollgepisst, bah.
Aber jetzt war es Zeit for Action. Norb schlich sich aus dem Bad und öffnete leise die Tür zum Schlafzimmer. Er tastete sich im Dunkeln nach vorne zum Bett, hob die Bettdecke an und ließ sich langsam reingleiten.
Es roch nicht gerade angenehm, sehr warm war es, schwül und müffelig. Norb überlegte kurz, ob er sein Vorhaben abbrechen sollte. Aber er war auch neugierig. Was war das wohl für eine Frau, die er gerade neben sich im Bett hatte? Er robbte sich näher, legte seinen Arm um sie. Sie fühlte sich exorbitant groß an, monströß, wie ein Wal. Unschlüssig zog er seinen Arm etwas zurück, da griff die Walfrau mit einer Bewegung und einem knurrigen „mmr!“ nach ihm, zog seinen Arm und steckte die Hand zwischen zwei melonengroße Brüste, heiß und schweißnass. Erschrocken wollte der Norb die Hand zurückziehen, aber sie steckte fest. Seine Gelenke knackten. Der Wal drückte die Titten zusammen, Norbert verzog schmerzverzerrt das Gesicht. Die nächsten Minuten passierte nichts. Diesmal war es Norbert, der es mit der Angst zu tun bekam. Seine Hand gefangen zwischen den Walfischtitten, die andere unter seinem Kopf. Er versuchte sich zu drehen und mit der anderen Hand nach dem Messer zu greifen, das er auf den Nachttisch gelegt hatte, doch die Walfrau rollte sich juckelig, bis sie quer über ihm lag. Die Sauerstoffzufuhr war partiell unterbrochen, nur sein linker Lungenflügel schlug noch. Ihm wurde heiß. Das Waltier reibte sich an ihm, sein Bewusstsein war nur noch zu 5% existent, jetzt drehte es sich mit dem Kopf gen seines Gliedes, streckte ihm sein Gesäß ins Gesicht und der Norb wurde gewahr als er das Tuch um ihre Hüften sah: Froberts Frau war eine Sumo-Ringerin! Sie drückte mit den Schenkeln gegen seinen Hals, machte ihn mürbe, drückte ihn ins Kissen, ließ ihn sabbern, röcheln, nach Luft schnappen, ohrfeigte derweil sein Glied, ließ ihn plötzlich einen letzten Atemzug nehmen, während sie mit dem Bein ausholte, um ihm mit einem harten Tritt mit dem Fettfuß den Gnadenstoß zu geben. Hals gebrochen, Norbert abgemurkst.
In der Zeitung am nächsten Tag stand nichts über Norberts ableben. Titelgeschichte war stattdessen etwas über Hitler. Wie immer.

„Otto Hund hat wohl neben’s Klo gekackt.“
The Guardian

„600 Kilo Rache handelt von ein paar Personen. Andere hingegen kommen nicht vor oder werden zumindest nicht erwähnt.”
Torpedos und Ufos Magazin